• Allgegenwärtiger Austausch

    Francis Waldvogel stellt uns das Prinzip für die Entwicklung von Natur- und Kulturphänomenen vor: Emergenz.

    Von Josef Bordat

    Die Suche nach einer alles verbindenden und damit für alles verbindlichen Weltformel ist so alt wie die Menschheit. Abseits religiöser Vorstellungen wird den Funden systematisch Skepsis entgegengebracht, wissen wir doch um die Differenziertheit der zu beschreibenden Phänomene. Dennoch sind auch die Naturwissenschaften transdisziplinär ausgerichtet, um zumindest ein breites Spektrum an empirischen Beobachtungen erklären zu können, wenn nicht gar einen universellen explikativen Hebel zu finden.

    Darin reiht sich auch das neue Buch des Mikrobiologen und Mediziners Francis Waldvogel ein, das 2023 im Schwabe Verlag erschien: Die Vielfalt der Emergenz. Vom Atom bis zur Natur des Menschen. Der Autor ist emeritierter Professor der Medizin, ehemaliger Direktor des Departementes Medizin in Genf, Vizepräsident des Wissenschaftsrates und Präsident der schweizerischen Technischen Hochschulen sowie aktuelles Mitglied der schweizerischen medizinischen Akademie und der deutschen Akademie Leopoldina.

    Von der Mikro- bis zu Makroebene gibt es ein klammerndes Prinzip für die Entwicklung von Natur- und Kulturphänomenen: die Emergenz, verstanden als Austausch. Aus vertrauensvoller Wechselwirkung entstehen lebenschaffende Beziehungen. Und das sowohl auf der Mikroebene des Subatomaren als auch auf der Makroebene gesellschaftlicher Kommunikation, sowohl im Rahmen natürlicher als auch im Rahmen kultureller Prozesse. Waldvogels These macht Hoffnung, dass das derzeit so offen zutage tretende und in seiner ganzen Kälte deutlich spürbare Misstrauen in unserer menschlichen Gemeinschaft – zwischen Völker und Nationen, zwischen Gruppen und Generationen – überwunden werden kann, gerade weil es dem natürlichen Emergenzprinzip widerspricht.

    Die Idee hinter der Emergenz ist die beobachtbare „Großzügigkeit“ der Natur, die sich, so Waldvogel, auf die Kultur übertragen lasse. Emergenz ist allgegenwärtig: in der Sprache, in sozialen Bindungen, in der Musik, im Wissen und auch in der Wirtschaft. Geist, Gefühl und Körper bilden von daher eine Einheit und sind mit dem jeweiligen Umfeld eng verbunden. Aus seiner These entwickelt Waldvogel eine holistische Weltsicht, die ohne die naturwissenschaftliche Basis im luftleeren Raum esoterischer Spekulation hin und her waberte. Doch die kenntnisreiche mikrobiologische Aufklärung in den ersten drei Kapiteln verleiht den Schlussfolgerungen in Richtung Kultur und Gesellschaft (Kommunikation, Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst) großes Gewicht.

    Alles ist mit allem verbunden. Ein gerade heute, in einer Zeit der Partikulatitäten, der „Minderheitengesellschaft“ (Habermas) ohne gemeinsame Religion oder Weltanschauung wichtiger Merksatz. Ja, überlebenswichig ist die Anerkennung der ineinander verflochtenen Beziehungen natürlicher und kultureller Vorgänge – Stichwort: Klimawandel. Francis Waldvogels Buch gibt wissenschaftlich fundierte Anregungen, wie wir zu gelingender Kommunikation und tragfähigen Kompromissen kommen: durch das Emergenzprinzip. Auf gut deutsch: Austausch.

    Francis Waldvogel: Die Vielfalt der Emergenz. Vom Atom bis zur Natur des Menschen. Basel: Schwabe Verlag (2023). 248 Seiten, 28 €. ISBN: 978-3-7965-4868-0.

  • Trotz und Ironie

    Scholastique Mukasonga erzählt mit feinsinnigem Humor über Ruanda

    Von Josef Bordat

    Mission – das Wort hat heute meist einen negativen Klang. Viele denken dabei wohl zuerst an Intoleranz und Gewalt, Zwang und Unterdrückung. Das liegt wohl vor allem daran, dass die Christianisierung der Welt lange als europäisches Top down-Unternehmen gestaltet war. Nur wenige – Bartolomé de Las Casas etwa oder auch Daniele Comboni – vertraten kultursensitive Alternativen, die sich aber erst nach und nach durchsetzten. Der Gedanke: Mission ist keine Einbahnstraße. Das Christentum trifft auf vorhandene religiös-spirituelle Identitäten und muss seine Botschaft entsprechend vermitteln. Das ist nicht einfach – für beide Seiten.

    Ein literarisches Beispiel dafür gibt die vielfach preisgekrönte Autorin Scholastique Mukasonga. Geboren in Ruanda, lebt und arbeitet sie in Frankreich. Ihr Roman Kibogos Himmelfahrt (Originaltitel: Kibogo est monté au ciel) handelt von einer widerständigen Dorfgemeinschaft in Ruanda und deren Auseinandersetzung mit christlichen Missionaren.

    Im Mittelpunkt des erzählerischen Werks steht Kibogo, ein Regenmacher, der bei Dürrekatastrophen angerufen werden kann. Mukasonga zeigt mit literarischer Meisterklasse die nicht immer spannungsfreien Wechselbeziehungen zwischen dem autochtonen ruandischen Glauben und dem Christentum – Geschichten zwischen Trotz und Ironie.

    Darüber hinaus thematisiert der Ruanda-Roman mit seinen Legenden, Mythen und Abenteuererzählungen den Kolonialismus und greift damit auch die aktuelle Auseinandersetzung mit diesem Teil der Geschichte in Europa auf. Damit baut Scholastique Mukasonga eine Brücke zwischen ihrer alten und neuen Heimat, zwischen dem afrikanischen Land Ruanda, das zwei koloniale Ergriffe erlebte, und der ehemaligen europäischen Kolonialmacht Frankreich, die mit anderen Nationen Afrika Ende des 19. Jahrhunderts aufteilte. Dabei bleibt sie sprachlich stets leicht und oft heiter, trotz des historisch und kulturell schwierigen Themas. Eine literarische Entdeckung!

    Scholastique Mukasonga: Kibogos Himmelfahrt. Aus dem Französischen von Jan Schönherr. Berlin: Claassen / UllsteinVerlags-Gruppe (2024). 144 Seiten, 23 €. ISBN: 9783546100885.

  • Für ein Leben jenseits des Bildschirms

    Nicholas Kardaras erklärt, wie die digitale Welt Kinder in ihren Bann zieht und was getan werden kann, um sie von der Sucht zu befreien.

    Von Josef Bordat

    „Neuseeland will Smartphones in Schulen verbieten“. So lautet am 1. Dezember 2023 eine der Schlagzeilen auf der Startseite von tagesschau.de. Das solle den Schülerinnen und Schülern bei der Konzentration helfen und ihre Lese- und Schreibfähigkeiten verbessern. Ob das tatsächlich gelingen kann, sei dahingestellt, doch eine Wahrheit steht im Hintergrund des Vorhabens: Die allgegenwärtigen Verlockungen der digitalen Welt sind ein Hemmnis für die Entwicklung junger Menschen, insbesondere dann, wenn der Konsum der Online-Angebote zu einer unkontrollierten Sucht wird.

    Jemand, der das als Psychotherapeut und Suchtexperte einzuschätzen weiß, ist Nicholas Kardaras. Der US-Amerikaner hat als Dozent für Neuropsychologie nicht nur umfängliche fachliche Expertise, sondern auch persönliche Erfahrungen mit den Herausforderungen und Überwindung von Sucht. Expertise und Erfahrung zeigt sich auch in seinem neuen Buch „Glow Kids. Unsere Kinder im Bann digitaler Medien: Wie wir sie von der Sucht befreien“.

    Ausgehend von neuen Erkenntnissen aus der Hirnforschung und beängstigenden Realitäten aus seiner Praxis zeichnet Kardaras das verstörende Bild einer Generation, die in der virtuellen Realität verloren geht. In überzeugender Weise wird der Einfluss von Bildschirmmedien auf die Entwicklung des kindlichen Gehirns, auf Kreativität, soziale Fähigkeiten und psychische Gesundheit beleuchtet. Mit einem Test können Eltern feststellen, ob bei ihren Kindern bereits eine Sucht vorliegt.

    Doch das Buch ist mehr als die Schilderung einer düsteren Wirklichkeit. Es zeigt auch Auswege aus der digitalen Misere und wird so zu einem Leitfaden mit praktischen Lösungen für besorgte Eltern und Erzieher. Nicholas Kardaras entwickelt in „Glow Kids“ wissenschaftsbasierte Strategien, wie Kinder aus der Falle der Bildschirmabhängigkeit befreit werden können, damit sie wieder mit der realen Welt und mit sich selbst verbunden sind. Ein wichtiger Beitrag zu einem wichtigen Thema unserer Gegenwartskultur.

    Nicholas Kardaras: Glow Kids. Unsere Kinder im Bann digitaler Medien: Wie wir sie von der Sucht befreien. Kandern: Narayana Verlag (2023). 330 Seiten, 19,80 €. ISBN: 978-3-96257-302-7.

  • Ein etwas anderes Wimmelbuch

    In Alexandra Helms „Wichtel Wimmelbuch“ läuft das Spiel rund um Suchen und Finden mal anders

    Von Josef Bordat

    In der Wichtelwelt ist zu Weihnachten ganz schön was los. Das bunte Treiben setzt Alexandra Helm in ihrem „Wichtel Wimmelbuch“ in Szene. Wie auch das „große Weihnachten Wimmelbuch“ von Carolin Görtler ist es im Berliner Adrian Verlag erschienen.

    Und wie auch Carolin Görtler lässt Alexandra Helm die Kinder mitmachen. Das Suchen und Finden geht hier mal anders als sonst in Wimmelbüchern. Anhand von 24 Fragen und kleinen Aufgaben – für jeden Dezembertag vor Weihnachten eine – nimmt die Autorin die Kinder an die Hand und führt sie durch das geheimnisvolle Reich der Wichtel, das sich hinter der Wichteltür verbirgt. So entsteht eine facettenreiche Geschichte, an der die kleinen (und großen) Leserinnen und Leser die ganze Adventszeit hindurch beteiligt werden. Das erhöht die Vorfreude aufs Fest und lässt das Warten nicht allzu lang erscheinen.

    Mehr noch: Das Buch „Wichtel Wimmelbuch“ regt dazu an, die Wichtelwelt in die eigenen vier Wände zu holen. Zumindest die Tür, die zur Wichtelwelt führt. Über diese „Verbindungstür“ geschieht eine „Interaktion“ zwischen Kindern und Wichteln, basierend auf den sieben doppelseitigen Szenarien des „Wichtel Wimmelbuch“ (und organisiert von den Eltern; Informationen dazu befinden sich auf der Rückseite des Buchs). So ergibt sich ein echtes magisch-multimediales Erlebnis aus Suchen und Finden, Basteln und Spielen. Und wenn das zu viel des Guten sein sollte, kann man sich das „Wichtel Wimmelbuch“ auch einfach nur in aller Ruhe anschauen und sich an den bezaubernden Illustrationen von Alexandra Helm erfreuen.

    Alexandra Helm: Wichtel Wimmelbuch. Berlin: Adrian Verlag (2023). 14 Seiten, 12,95 €. ISBN: 978-3-98585-171-3.

  • Heilen mit Kräutern

    Thomas Easley und Steven Horne zeigen, wie es geht

    Von Josef Bordat

    Pflanzliche Heilmittel stehen hoch im Kurs. Die Rückbesinnung auf die Kraft der Kräuter ist ein Trend innerhalb der alternativen Medizin, der sich seit Jahren ungebrochen großer Beliebtheit erfreuen kann. Wenn alles „grün“ wird, dann eben auch die präventiven und kurativen Methoden der Heilkunst. Allerdings ist es schwer, einen systematischen Zugang zum Topos der Naturheilkunde auf Kräuterbasis zu finden, will man nicht direkt auf sperrige Quellen wie die „Causae et curae“ Hildegard von Bingens zurückgreifen.

    Eine Grundlage für einen neuen, modernen Ansatz bildet das Buch „Die moderne Kräuterapotheke“ von Thomas Easley und Steven Hornes. Easley ist praktizierender Phytotherapeut und Gründer der „Eclectic School of Herbal Medicine“, Horne betreibt eine eigene Praxis, in der er Klienten zur Lösung ihrer gesundheitlichen Beschwerden berät. Als umfassendes Nachschlagewerk zu allen Aspekten der praktischen Kräuterheilkunde konzipiert, dreht sich in dem „Leitfaden zur Herstellung pflanzlicher Heilmittel“ (so der Untertitel) alles um Kräuter – und wie man aus diesen Gaben der Natur wirksame Heilmittel herstellt.

    Im ersten Teil des Buchs findet man detaillierte, leicht verständliche Anleitungen zur Herstellung und Anwendung pflanzlicher Tinkturen, Salben, Öle, Essenzen, Bäder und weiterer Heilmittel, dazu über 50 Kräuterrezepturen für die wichtigsten Alltagsbeschwerden von Bronchitis, Halsschmerzen und Harnwegsinfekten bis zu Kinderkrankheiten und Schwangerschaftsbeschwerden. Die Rezepte aus Thomas Easley und Steven Hornes „moderne Kräuterapotheke“ haben sich in langjähriger Anwendung bewährt. Die zweite Hälfte des Buches besteht aus einem Kräuterlexikon mit 235 Pflanzenporträts von Aloe Vera bis Zimt.

    Das Buch „Die moderne Kräuterapotheke“ bietet zahlreiche praktische Tipps – vom optimalen Erntezeitpunkt der besprochenen Pflanzen über die bestmögliche Nutzung ihrer energetischen Heilwirkung bis hin zu Darreichungsformen und zur Dosierung der selbstgemachten Heilpflanzenextrakte. Thomas Easley und Steven Hornes entwickeln damit inspirierende Strategien für die natürliche Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Gesundheit, die sich nach der Lektüre individuell verfolgen lassen.

    Thomas Easley / Steven Horne: Die moderne Kräuterapotheke. Ein Leitfaden zur Herstellung pflanzlicher Heilmittel. Kandern: Narayana Verlag (2023). 372 Seiten, 24,80 €. ISBN: 978-3-96257-304-1.

  • Suchen und Finden

    Carolin Görtlers „großes Weihnachten Wimmelbuch“ versüßt nicht nur Kindern die Wartezeit aufs Fest

    Von Josef Bordat

    Weihnachten steht vor der Tür und alle sind schon sehr aufgeregt und voller Vorfreude. Das gilt nicht nur im Alltag vieler Familien, sondern auch in der Wichtelwelt, die Carolin Görtler in Das große Weihnachten Wimmelbuch ins Bild bringt.

    Auf jeder der sechs Doppelseiten passiert allerhand. Die Engelein sausen durch die kalte Winterluft und sammeln die Wunschzettel der Kinder ein. In der Wichtelwerkstatt sind die kleinen Helfer mit ihren roten Mützen schon fleißig am Werkeln und in der Himmelsküche wird eifrig gebacken. Doch nicht nur die Menschen dürfen sich auf ein Weihnachtsfest freuen. Die Engelein haben sich auch für die Tiere im Wald eine schöne Überraschung ausgedacht. Jetzt muss nur noch schnell der Weihnachtsmann geweckt werden, denn am Adventskranz brennt bereits die vierte Kerze.

    Am Rand jeder Doppelseite stehen jeweils Suchaufgaben. Bestimmte Gegenstände sollen in der angegebenen Anzahl im Bild entdeckt werden. Das schult nicht nur das Auge, auch der Wortschatz wird reicher und das Zählen wird eingeübt. Empfohlen wird Das große Weihnachten Wimmelbuch für Kinder von 2 bis 5 Jahren. Aber auch Erwachsene suchen und finden gerne im Gewimmel der weihnachtlichen Szenarien Sterne, Glocken und Zipfelmützen. Ein gelungenes Wimmelbuch zum Christfest.

    Carolin Görtler: Das große Weihnachten Wimmelbuch. Berlin: Adrian Verlag (2023). 12 Seiten, 12,95 €. ISBN: 978-3-98585-169-0.

  • Weg mit dem Schmerz!

    Chronische Schmerzen: Alan Gordon und Alon Ziv machen Hoffnung auf Heilung

    Von Josef Bordat

    Mit Alan Gordon und Alon Ziv haben sich zwei Kapazitäten zusammengefunden, um gemeinsam eine Anleitung für die intensive therapeutische Arbeit auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse um die Entstehung von Schmerz vorzulegen. Sie tun dies in dem Buch Wege aus dem Schmerz. Der bahnbrechende, wissenschaftlich bewährte Ansatz zur Heilung chronischer Schmerzen, erschienen im Narayana Verlag.

    Alan Gordon ist Psychotherapeut und der Gründer des Pain Psychology Center in Los Angeles, Alon Ziv ist Neurowissenschaftler an der University of California. Gordon entwickelte die „Pain Reprocessing Therapy“ (PRT), mit der es gelingen kann, den Schmerz auch dann abzuschalten, wenn klassische medizinische Behandlungen nicht mehr anschlagen. Damit gibt es wieder Hoffnung für Menschen mit chronischen Rückenschmerzen, Kopfschmerzen oder anderen Leiden.

    Dazu erklären die Autoren zunächst, wie die Neurologie unseres Körpers funktioniert, was neuroplastische Schmerzen sind und welche Techniken zur Überwindung der Symptome es gibt, um daraus einen schrittweisen Heilungsplan abzuleiten. Die Wirksamkeit der von Gordon entwickelten PRT wurde in wissenschaftlichen Studien belegt und hat bereits vielen Betroffenen die ersehnte Erlösung von ihrem Leiden gebracht. Das auf psychologischen Methoden basierende Programm wird auch in Deutschland erfolgreich angewendet und findet große Anerkennung in Fachkreisen.

    Das Buch Wege aus dem Schmerz zeigt uns ebendiese, mit einem neuen Ansatz, der uns Anlass zur Hoffnung gibt, dass es möglich ist, auch chronische Schmerzen zu heilen. Alan Gordon und Alon Ziv leisten damit wertvolle Hilfe zur Selbsthilfe für Schmerzpatienten und darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur Schmerztherapie für die damit befassten Berufsgruppen im Gesundheitswesen.

    Alan Gordon / Alon Ziv: Wege aus dem Schmerz. Der bahnbrechende, wissenschaftlich bewährte Ansatz zur Heilung chronischer Schmerzen. Kandern: Narayana Verlag (2023). 216 Seiten, 19,80 €. ISBN: 978-3-96257-306-5.

  • Maite Kellys Kinderbuch zum Weihnachtsfest

    Das neue Abenteuer des kleinen Engels Püttchen ist ein kindgerechter „Crashkurs Christentum“

    Von Josef Bordat

    Dass Maite Kelly Liedtexte schreibt, ist angesichts ihrer musikalischen Erfolgsvita nicht überraschend. Dass sie aber auch Kinderliteratur verfasst, Dazu gehören die Geschichten um den kleinen Engel Püttchen. Sein neues Abenteuer erschien jetzt im Herder-Verlag: „Püttchen und Sternelinchen“. Erzählt wird darin die etwas andere Geschichte des Sterns von Bethlehem, der zum Inbegriff der Weihnachtsromantik wurde.

    Püttchen ist das kleinste Engelchen im ganzen Himmelreich. Während die anderen Engel eifrig das große Himmelsfest vorbereiten, macht Püttchen eine erstaunliche Entdeckung: Zwischen den Wolken liegt eine Sternschnuppe, die ihren Weg noch nicht gefunden hat! Um Sternelinchen zu helfen, braucht Püttchen die Unterstützung des Himmelskönigs. Gemeinsam starten sie eine Rettungsaktion, die den Sternenhimmel für immer verändert.

    Ganz nebenbei erhält man mit der anrührenden Geschichte eine kurze Einführung in das Christentum: Die Zehn Gebote kommen zur Sprache und der gütige Himmelskönig unterstützt die Bemühung Püttchens, barmherzig zu sein, sehr konkret, während der kleine Engel die Erfahrung machen darf, dass man niemals tiefer fallen kann als in die Hand Gottes. Maite Kelly erzählt in ihrem liebevoll gestalteten Buch auf kindgerechte Weise nicht weniger als eine Geschichte der konkreten Nächstenliebe, die phantasievoll helfen lässt, wo Hilfe Not tut.

    Kinderbücher wirken vor allem auch über ihre Bilder, darum sei besonders die gelungene Mitwirkung der Illustratoren Joëlle Tourlonias, Absolventin der Bauhaus Universität Weimar, und Robert Scheffner erwähnt, der seine Ausbildung an der Frankfurter Akademie für Kommunikation und Design erhielt.

    Mit „Püttchen und Sternelinchen“ legt der Herder-Verlag ein ganz besonderes Kinderbuch zum diesjährigen Weihnachtsfest vor; empfohlen wird es für Kinder ab 3 Jahre. Es ist nicht nur schön gestaltet, sondern vermittelt durchaus tiefsinnig die Botschaft dieses christlichen Festes.

    Maite Kelly / Joëlle Tourlonias / Robert Scheffner: Püttchen und Sternelinchen. Freiburg i.Br.: Herder-Verlag (2023). 32 Seiten, 16 €. ISBN: 978-3-451-71651-5.

  • Zurück zum Gleichgewicht

    Joey Remenyi erklärt, wie das Gehirn mittels Neuroplastizität Schwindel und Tinnitus heilen kann

    Von Josef Bordat

    Wenn chronischer Schwindel, Tinnitus oder Benommenheitsgefühle das Leben bestimmen, weil herkömmliche Behandlungen wirkungslos bleiben, sind lähmende Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung nicht weit. Dass es dafür keinen Grund gibt, davon ist Joey Remenyi überzeugt. Sie schreibt von ihrer Überzeugung in dem Buch „Brain in Balance. Wie das Gehirn Schwindel und Tinnitus heilen kann“, erschienen im Narayana Verlag.

    Denn neben den herkömmlichen Behandlungsmethoden sieht die Autorin weitere Heilungschancen. Dank Neuroplastizität – den Fähigkeiten der Neuronen im Gehirn, sich neu zu verbinden – kann ein gesundes Körpergefühl zurückgewonnen werden. Joey Remenyi ist Otoneurologin, Therapeutin für Neuroplastizität und Yogalehrerin. Ihren Heilungsansatz hat sie unter anderem aus eigenen langjährigen Erfahrungen mit Schwindel und Tinnitus entwickelt.

    Als Betroffene weiß sie um das Gefühl der Ohnmacht, das Patientinnen und Patienten beschleicht, aus eigener Erfahrung. Als Neurologin mit Schwerpunkt auf Störungen und Erkankungen der Kopfsinne, speziell des Gleichgewichts- und Hörsinns, hat sie das nötige medizinische Wissen. Beides, Erfahrung und Wissen, führte zu jenem neuartigen Heilungskonzept, das im Buch ausführlich und gut verständlich beschrieben wird. Dessen Prinzip lautet: die Signale des Körpers verstehen lernen, gesunde Neuronen für eine Neuprogrammierung nutzen und wieder Vertrauen in die eigenen Körperfunktionen gewinnen.

    Das ist sicher leichter geschrieben als getan. Dennoch macht der holistische Ansatz Joey Remenyis Mut, der die naturwissenschaftlichen und medizinischen Fakten um die oft zu Unrecht vernachlässigten emotionalen, spirituellen und mentalen Aspekte der Gesundheit ergänzt. Das Buch enthält neben der Darstellung medizinischer Grundlagen und Zusammenhänge sowie der Studienbefunde des Rock-Steady-Programms zahlreiche praktische Übungen für die tägliche Anwendung bei Vertigo, Ohrgeräuschen oder vestibularer Migräne.

    Joey Remenyis Buch „Brain in Balance. Wie das Gehirn Schwindel und Tinnitus heilen kann“, bietet hilfreiche Anleitungen, wie es gelingen kann, wieder ein unbeschwertes Leben auf festem Boden zu führen. Das praktische Einlegebändchen und das Stichwortverzeichnis vereinfachen die Benutzung des Buchs, das vor allem für Betroffene geschrieben wurde, aber auch Therapeuten bei ihrer Arbeit hilfreich sein kann.

    Joey Remenyi: Brain in Balance. Wie das Gehirn Schwindel und Tinnitus heilen kann. Kandern: Narayana Verlag (2023). 296 Seiten, 22,80 €. ISBN: 978-3-96257-267-9.

  • Am Horizont Erweiterung

    Illustrierte Betrachtungen über eine Metapher des menschlichen Transzendenzbezugs

    Von Josef Bordat

    „Hinterm Horizont geht’s weiter / ein neuer Tag / Hinterm Horizont immer weiter / zusammen sind wir stark“. So sang einst Udo Lindenberg. Der Münsterschwarzacher Benediktinerpater Anselm Grün und der Architekt und Maler Hagen Binder, der in den letzten Jahren einige sakrale Räume der Benediktinerabtei Münsterschwarzach neu gestaltete, nehmen das Motiv des Horizonts in einem Buch auf, das jetzt im Vier-Türme-Verlag erschien: „Den Horizont spüren. Texte und Bilder der Orientierung und Verheißung“.

    Das Buch kommt zur rechten Zeit. Denn gerade in Krisenzeiten erfahren wir oft die Begrenztheit unseres Lebens, unsere begrenzte Sicht. Gleichzeitig ist der Lebenshorizont oft im Nebel, und wir müssen uns darum bemühen, wieder „klare Sicht“ zu gewinnen. Und wenn wir ihn wieder klarer sehen, dann, so die These der Autoren, sollten wir ihn weniger als Grenze sehen, sondern als Verweis auf das, was hinter der Grenze liegt – Motto: „Hinterm Horizont geht’s weiter“.

    Der Horizont weist damit über die Enge hinaus, die wir in unserem Leben erfahren. Er öffnet uns einen Raum der Weite und der Freiheit, in dem die Sehnsucht und die Hoffnung über alles Sichtbare und Begrenzte hinausführen. In Anselm Grüns Texten und in den Bildern von Hagen Binder wird erfahrbar, was unser Leben übersteigt.

    Das Buch „Den Horizont spüren“ von Anselm Grün und Hagen Binder hält damit, was es im Untertitel verspricht: „Texte und Bilder der Orientierung und Verheißung“.

    Anselm Grün, Hagen Binder: Den Horizont spüren. Texte und Bilder der Orientierung und Verheißung. Münsterschwarzach: Vier-Türme-Verlag (2023). 92 Seiten, 22 €. ISBN: 978-3736505261.

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